Die STUMM-Stube in Rhaunen-Sulzbach beherbergt eine ansehnliche Zahl von Original-Werkzeugen der Orgelbau-Werkstatt Stumm. Nur mit regelmäßiger Kontrolle und Konservierungsmaßnahmen lassen sie sich erhalten. So auch in einem kürzlich abge-schlossenen Projekt. Wir laden Sie herzlich ein, zu schauen, was hinter den Kulissen passiert ist.
Unser Vorstandsmitglied Wolfgang Fink, der z.Zt. wissenschaftliche Forschungen über die in Sulzbach aufgefundenen Mensurbretter betreibt, berichtet:
Umgangssprachlich wird der „Gemeine Nagekäfer“ als „Holzwurm“ bezeichnet. Er kann erheblichen Schaden anrichten. Wegen eines lebendigen Befalls dieses Schädlings in historischen Werkzeugen der Orgelbauer Stumm in der Stumm-Stube Sulzbach musste schnell gehandelt werden. Die Original-Drehbank aus der Werkstatt Stumm war diesmal betroffen. Die Teile sind unhandlich und groß. So konnten sie nicht in einer Wärmekammer, wie Backofen oder Kamin, über einen längeren Zeitraum behandelt werden. Von den verschiedenen Methoden, die Fachleuten empfehlen, blieb nur eine übrig. Sie ließ sich unter Berücksichtigung der kurzen Vorbereitungszeit, der Kosten und des Aufwandes einfach umsetzen. Vorstandsmitglieder des Stumm-Orgelvereins nahmen sich der Aufgabe an.
Inge Klingels, Heiner Schneider und Wolfgang Fink stellten Taschen aus Folie her, die der Größe der Teile entsprachen. Anschließend wurden die Teile hineingelegt, die Taschen evakuiert und verschweißt. Der letzte und entscheidende Schritt war die Füllung der Taschen mit Kohlendioxid. Dieses Gas ist ungiftig und greift die wertvollen Holzteile nicht an. Aber die Versuchsanordnung musste mindestens drei Wochen erhalten bleiben und engmaschig überwacht werden. In dem Zeitraum von Frühsommer 2022 bis zur ersten Fachtagung in Sulzbach ergab sich genug Zeit, das Experiment durchzuführen. Die Folie stellte freundlicherweise die Familie Klingels zur Verfügung. Die CO2-Flasche war eine kostenfreie Leihgabe der Firma Getränke Seus aus Bischofsdhron. Dafür ein herzliches Dankeschön.
Inzwischen ist das Projekt abgeschlossen und die Drehbank wieder aus den Taschen befreit und zusammengebaut. Nun kann nur abgewartet werden, ob der Lebenszyklus des „Holzwurms“ unterbrochen werden konnte, oder ob doch noch Larven überlebt haben. Das zeigt sich aber frühestens im kommenden Winter. Bei günstigen Bedingungen liegt eine Larve bis zu acht Jahre ruhig im Holz, bis aus ihr der bekannte „Holzwurm“ schlüpft und durch die sichtbaren Löcher entfliegt.
Wolfgang Fink